Ein Stück von und mit
Barbara Fingerle und Kurt Silbernagl
Den Hof verlassen zu müssen und somit das über Jahrzehnte durch tägliche harter Arbeit erwirtschaftete Hab und Gut wieder der Natur zu überlassen….. Dieser Gedanke, diese Sorge war seit dem Mittelalter ein Thema, das die Bergbauern beschäftigte und ist auch heute noch präsent und hochaktuell.
Wenn die Erbmasse eines Hofes unter den Nachkommen aufgeteilt und somit zerrissen wird, dann sind die vielen Erben nicht in der Lage mit ihrem Erbteil ihr Überleben zu sichern. Die Anteile werden mitunter verkauft und die Höfe verlassen. Mit dem Gesetz vom “Erbhof” oder “Geschlossener Hof” kann dies vermieden werden.
Dieses Gesetz aus dem Mittelalter wird noch heute mit einigen Anpassungen in Südtirol angewandt. Es sieht vor, dass einer der Söhne, (meistens der Älteste) den ganzen Hof erbt. Die anderen Geschwister müssen wohl oder übel ihr Heimathaus mit einer kleinen Entschädigung in der Tasche verlassen.
Neben der schwierigen Erreichbarkeit der Höfe, der Einsamkeit, der Not, der Armut und dem schlechten wirtschaftlichen Ertrag spielt der rein menschliche Aspekt eine große Rolle. Die “nicht berücksichtigten” Kinder wehren sich und so sind Familieninterne Streitigkeiten keine Seltenheit.
Die Arbeit auf dem Hof war vor einigen Jahren noch mühsamer und gefährlicher als heute. Durch die Einsamkeit und Abgeschiedenheit aufgrund der fehlenden Strassen, die undankbaren klimatischen Verhältnisse im Winter mit Eis, Schnee und gefährlichen Lawinen und den wenigen Werkzeugen für die Arbeit an schweißtreibenden Sommertagen war jeder Tag auf’s Neue ein Geschenk.
Der Unterschied zwischen dem Wohlstand in der Stadt und dem kargen aber naturfreundlichen Leben auf dem Hof war und ist immer noch enorm. Ein Bauer sieht die Stadt als riesige Ansammlung von Menschen, welche in Hektik und Stress in total verpesteten und überlasteten Städten zu überleben versuchen und dabei die Schönheit der Natur vergessen.
Für die Bergbauern hat sich aber in den letzten Jahrzehnten viel geändert. Die am Hof erzeugten Produkte werden nicht mehr ausschließlich für den Eigenbedarf produziert. Besucher hönnen sie verkosten und im hofeigenen Verkaufsraum kaufen. Mittlerweilen sind fast alle Höfe durch Straßen erschlossen und der Buschenschank kann von den Gästen bequem mit dem Auto erreicht werden.
Das Theaterstück möchte neben dem geschichtlichen und menschlichen Aspekt auch die großen Anstrengungen der Bergbauern unterstreichen. Groß sind die Bemühungen um einen Hof wirtschaftlich zu bearbeiten aber auch um ihn nicht zu verlassen, ihn der Natur zu überlassen und morgen die wunderschönen Berggegenden menschenleer vorzufinden.
Ein anderes Thema, welches im Stück beleuchtet wird ist der Generationenkonflikt. Auf den Höfen treffen junge Generationen, die offen für Neuerungen sind, und älterer Generationen, fest verwurzelt in den Traditionen, aufeinenader. Besonders die ältere Generation kämpft mit einem inneren Konflikt. Einerseits wird der Wunsch, ein modernes Leben zu führen immer größer. Andererseits wollen sie doch mit Stolz die über Jahre mit vielen Entbehrungen und Erfahrung aufgebauten Höfe verteidigen.
Nicht zu vergessen natürlich ist die Rolle der Frau. Ohne Frau war und ist es kein einfaches Leben auf dem Hof. Die Frau arbeitete früher und auch noch heute auf den Feldern und im Stall und kümmert sich nebenbei noch um die Kinder und um das Haus.
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